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Mobbingnetzwerk-Nord

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Donnerstag, 13. Januar 2011

Was haben drei Kugeln mit Mobbing zu tun?


Zuerst einmal gar nichts, würde man meinen. Im Mobbingnetzwerk-Nord bekamen allerdings drei Kugeln eine seltsame Bedeutung.

Als wir auf der Suche nach Dekomaterial für unsere Beratungsräume waren, fiel uns im Baumarkt ein Sonderangebot auf. Es handelte sich dabei um drei Kugeln, die mit einem Akku versehen ohne Ladegerät auf dem Tisch liegen konnten und eingeschaltet stetig die Farbe wechselten.
Als wenn wir denselben Gedanken gehabt hätten, griffen wir fast gleichzeitig nach diesem Artikel in der Meinung, dass dieser auch über die Dekowirkung hinaus Bedeutung haben könnte.
Als wir gegenseitig in unsere fragenden Gesichter schauten, konnte niemand konkret benennen, warum eben dieser Artikel dringend einen Beratungsraum des Mobbingnetzwerk-Nord zieren sollte. So ging es auch noch eine ganze Weile.
Wir hatten zu diesem Zeitpunkt nämlich ganz andere Dinge im Kopf: Zunächst musste ein Pressetermin vorbereitet werden, danach war es nötig allerhand Termine zu koordinieren, und die netzwerkenden Personen dafür einzuteilen.
Als dies geschehen war, wandte sich unser gedanklicher Blickpunkt wieder diesen drei Kugeln zu. Mittlerweile hat Jede bzw. Jeder von uns Erfahrungen mit diesen Kugeln. Sie sind nämlich in jeder Beratungsstunde eine Augenweide und die Rückmeldung über diese Dekostücke sind von Person zu Person sehr unterschiedlich.
Im Rahmen einer Teambesprechung wurden dann sogar diese drei Kugeln auf die Tagesordnung gesetzt. Das Ziel war, die jeweiligen Motivationen zu erfahren, die dazu geführt hatten, dass eben diese drei Kugeln einen
solchen exponierten Platz – nämlich mitten auf dem Tisch in der Beratungsecke – einnehmen konnten.
Es war einhellige Meinung, dass diese drei Kugeln mit den Prozessen, die wir im Rahmen der Beratungen und der Therapien initiieren, als Sinnbild eine Rolle spielten. Zum einen lag das daran, dass der stetige und moderate Farbwechsel eine beruhigende Wirkung hatte. Dies ließ sich sehr leicht beobachten.
Dennoch gab es darüber hinaus eine Bedeutung, die wir im Gespräch finden konnten, ohne dass diese zunächst ganz konkret thematisierbar war. Es ging dabei um die sinnbildliche psychische Veränderung, die sich in den einzelnen Beteiligten eines Prozesses vollziehen.
Interessant dabei ist, dass die Form erhalten bleibt. Die Kugel bleibt immer Kugel - der Mensch bleibt immer Mensch! Dennoch vollziehen sich Wandlungen, die von außen betrachtet nicht sofort sichtbar werden.
So müssen die Kugeln, bevor sie ihren Farbwechsel offenbaren zunächst eingeschaltet werden.
Auch im Menschen stellt sich der Veränderungsprozess nicht direkt nach außen sichtbar dar. Erkennen kann man die psychischen Prozesse dann, wenn sich der Mensch in derselben Situation gleichsam eingeschaltet fühlt. Das bedeutet, dass er im Rahmen einer inneren Entwicklung andere Handlungskompetenzen entwickelt, die er in ihm als bedrohlich bekannten Situationen neu anwenden und weiter entwickeln lernt.
Regelrecht gefreut haben wir uns über die Erkenntnis, dass diese Kugeln natürlich nicht automatisch unendlich leuchten können.Wenn der Akku in der Kugel leer ist, stellen wir diese Kugeln auf eine Ladeschale. Dies versinnbildlicht in geradezu exakter Art und Weise, die Ruhepausen für den Menschen, den wir beraten oder therapieren. Kann der Akku nicht wieder aufgeladen werden, wird die Arbeit, die der Mensch mit uns und unserer Begleitung leistet, vergebens sein müssen!
So sollen alle psychischen Veränderungsprozesse mit einem Höchstmaß an Augenmerk auf die Erholung und damit die Wiedererlangung bzw. die Stabilisierung der Gesundheit ausgericht werden.
Wird ein Mensch in diesen Ressourcen beeinträchtigt, wird er psychische Veränderungsprozesse weder aufnehmen, noch in befriedigender Art und Weise zu Ende bringen können.
Nun könnte man sagen: das bislang Geschilderte ist allgemeinverbindlich für jeden Lebensbereich. Daraus abgeleitet stellt sich dann die Frage: warum ist dies im Bereich der Mobbingberatung noch einmal so deutlich heraus zu stellen? Die Antwort darauf ist eigentlich nicht zu schwierig. Der Mobbingprozess ist ein sehr besonderes Geschehen, das mit schweren bis schwersten psychischen Traumata einhergeht. Viele Menschen erkranken teilweise auch körperlich sehr schwer. Bedenkt man, dass ein statistisch nor- maler Mobbing-Fall einen Zeitraum von eineinhalb bis drei Jahren einnimmt, wird deutlich, wie schwer die regelmäßigen Verletzungen die Seele treffen und zermürben.

Steter Tropfen höhlt den Stein“ -“ Stete Verletzung der Seele lässt den Menschen sein Selbstwertgefühl komplett verlieren!“

Menschen, die in akuten Mobbingsituationen zu uns kommen, wissen häufig buchstäblich nicht mehr, wer sie sind. Sie haben nicht nur jedes Selbstgefühl verloren, sie sind auch nicht mehr in der Lage, sich selbst als ein Wesen zu sehen, dass irgendwelche Ergebnisse in irgendwelchen Lebensbereichen erzielen kann. Und dies immer versehen mit dem Hinweis, dass es sich beim Mobbinggeschehen eben nicht um eine psychiatrische oder psychologisch relevante Erkrankung handelt, in denen solche Phänomene als Krankheitswirkung bekannt sind.
So sind die Auslöser zunächst einmal im Außen zu suchen. Und zwar häufig in einem Bereich, der uns Menschen als Plattform der Ruhe und/oder der Selbstverwirklichung dient. Dies kann eine partnerschaftliche Beziehung, aber eben auch der Bereich der Arbeit und des Berufes sein.
Nehmen wir unser Bild mit den drei Kugeln wieder zur Hand, bedeutet dieser Umstand, dass die so dringend benötigte Ladeschale immer weniger zur Verfügung steht. Leicht zu verstehen, dass die Kugel irgendwann ihren stetigen Farbwechsel aufgeben wird, weil einfach keine Energie mehr zur Verfügung steht. Stimmigerweise leuchten die Kugeln, wenn der Akku zur Neige geht, durchweg nur noch mit der Warnfarbe rot, bevor sie letztendlich ganz erlischen.
Wenn dies geschehen ist, legen wir die Kugeln im besten Falle erneut auf die Ladeschale und verbinden diese mit dem Stromnetz.Völlig erholt und rehabili- tiert können wir dann die Rundlinge mit voller Leistungsfähigkeit von der Ladeschale nehmen und erneut als Sinnbild psychischer Prozesse auf den Tisch der Beratungsecke im Mobbingnetzwerk-Nord legen.
Wäre es uns möglich, eine entsprechende Verbindung zum nährenden Stromnetz in diesem Sinnbild für Menschen in Mobbingsituationen herzustellen, würden wir diese Erfindung mit einem kostenlosen Patent versehen und direkt der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Leider sind wir dazu natürlich nicht in der Lage.
Wichtig ist, die Mobbingsituation außerordentlich präzise zu explorieren.
Da es sich um ein sehr komplexes Problemfeld handelt, müssen alle beteiligten Konfliktherde hinsichtlich ihrer psychischen Wirkung untersucht werden. Dies geschieht mit großer Langsamkeit, um die Präzision nicht zu gefährden. Leicht zu ermessen, wie tragisch die Folgen wären, wenn auf die ohnehin schon traumatisierte Psyche weitere Traumata einwirkten, die aus unpräziser Beratungsarbeit resultierten.
Die Methoden der Mediation greifen unseres Erachtens auch nicht wirklich, weil einer Mediation häufig das Konsensprinzip zugrunde liegt, das in Mobbingsituationen selten verfügbar ist.
Ein weiteres Problemfeld sind die häufigen Fehldiagnosen von Ärzten, die mit dem Phänomen “Mobbing” nicht vertraut sind. “Depression”, “psychovegetative Erschöpfung” und ähnliche Diagnosen beschreiben zwar eine Symptomlage, jedoch ergibt die Diagnose “Depression infolge Mobbing” nicht nur ein anderes psychodynamisches Verständnis, sondern auch ein ganz anderes Umgehen mit der Situation.
Erschwerend kommt hinzu, dass die häufig Tagesstruktur bildenden beruflichen Aktivitäten nicht zur Verfügung stehen, weil diese ja Auslöser für das Trauma sind. Auch die Zeit bis zurWiedererlangung eines positiven Selbstwertgefühles wird oft unterschätzt. Dies wird jede von Mobbing betroffene Person bestätigen.
Hier gilt es, sowohl in der medizinischen Diagnostik wie in den therapeutischen Verfahren, noch Hausaufgaben zu machen, um der Mobbingproblematik hinsichtlich der psychischen Gegebenheiten gerechter zu werden.
Torsten Gottschall, Therapeut und Leiter des Mobbingnetzwerk-Nord

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